Von einem Tag auf den anderen ändert sich alles und das gewohnte Leben ist schlagartig vorbei. Der 24. Februar 2022 war ein solcher Tag – für unzählige Menschen, für Familien, für ein ganzes Land. Der Krieg brachte unfassbares Leid über die Ukraine und zwang große Teile der Bevölkerung in die Flucht. Frauen und Kinder mussten ihr Zuhause verlassen, um dem Schrecken zu entkommen, wehrfähige Männer sich von ihren Familien verabschieden, um an der Front ihrem Land zu dienen
Umso wichtiger in solchen Zeiten sind Tage wie der 7. März 2022.
An diesem Montag um 10:45 Uhr erreichte der BGL-Ukraine-Bus von Unternehmer Thomas Richter nach strapaziöser 36-Stunden-Fahrt sein Ziel Freilassing. Damit endete für rund 40 Frauen und Kinder an Bord eine Odyssee ins Ungewisse, während der sie alles hinter sich ließen, in der Hoffnung, ein Leben in Frieden führen zu können. Richter hatte sich 4 Tage zuvor zusammen mit 2 weiteren Fahrern und ukrainischen Bekannten aus Freilassing Richtung Lwiw aufgemacht – im Gepäck Medikamente, Lebensmittel, Hilfsgüter. „Was dort abgeht, ist Krieg, eine humanitäre Katastrophe. Ich musste etwas tun“, so Richter.
Die körperlichen, wie emotionalen Anstrengungen der vergangenen Tage waren allen Beteiligten deutlich anzusehen, als sie endlich dem Bus entsteigen konnten. Am Parkplatz des ehemaligen Seniorenheims der Arbeiterwohlfahrt an der Reichenhaller Straße standen bereits zahlreiche Helfer*innen bereit, um die Neuankömmlinge willkommen zu heißen. Auch Unternehmer Max Aicher hatte sich unter das Empfangskomitee gemischt und die Ankunft des Flüchtlings-Bus freudig erwartet.
„In der Zeitung habe ich gelesen, dass Thomas Richter rund 40 Frauen und Kinder an Bord hat und für sie in Freilassing eine Unterkunft sucht“, so Aicher, der daraufhin in einer unbürokratischen Spontan-Aktion die ehemalige AWO, nahe der Firmenzentrale gelegen, als Unterbringung für die geflüchteten Menschen zur Verfügung stellte. Während der BGL-Ukraine-Bus noch zurück in Richtung Oberbayern rollte, sorgten in Freilassing zahlreiche fleißige Hände dafür, dass der Südtrakt des leer stehenden Gebäudes auf Vordermann gebracht wurde. Es wurde geschrubbt und geschraubt, die Küche in Funktion gesetzt und die Heizung wieder hochgefahren. Die vielen Sachspenden aus der Bevölkerung, von Kinderbetten über Hygiene-Artikel bis zu Kleidung und Spielzeug, wurden entgegengenommen und sortiert. Insgesamt 30 Zimmer waren schlussendlich ausgestattet, um darin wohnen zu können. Eigentümer Max Aicher will die Räumlichkeiten ohne zeitliche Begrenzung zur Verfügung stellen und auch darüber hinaus unterstützend wirken: „Drei Jahre dürfen die Ukrainerinnen und Ukrainer ja erst einmal in Deutschland bleiben. Wir haben schon zwei Lehrerinnen eingestellt, die mit den Menschen Deutsch lernen werden.“ Auch für Max Aicher und Thomas Richter wird nach diesen Tagen und Erlebnissen nicht mehr alles so sein, wie zuvor. Ergriffen lagen sich die beiden Unternehmer minutenlang in den Armen, Tränen in den Augen, aber auch voller Tatendrang, weitere Hilfsaktionen anzustoßen und die Not geflüchteter Menschen zu lindern.